Wir freuen uns über den Zuspruch von Elisabeth Wieschebrink:
Ahlen, 23.10.2019
Kettensäge – nein danke!
Zur beabsichtigen Fällung der Platanen auf dem Marktplatz bringe ich mein Unverständnis und meinen Protest zum Ausdruck! Ich war als Ratsmitglied lange Jahre in Beckum in der FDP politisch aktiv. Inzwischen bin ich kein Parteimitglied mehr, wohne nicht mehr vor Ort, fühle mich Beckum aber eng verbunden. Mit Interesse verfolge ich daher das Thema Marktplatz/Kirchplatz.
Es ist aberwitzig: Die Stadt lässt für 10.000,– Euro ein Baumgutachten erstellen, das sagt, die Bäume sind gesund, lasst sie stehen – und beschließt die Fällung!!
Es geht ja nicht um einen gemütlichkeitsvernarrten Denkmalschutz – nein, die vier Platanen erteilen dem Marktplatz eine ganz eigene Identität, sie bringen Schatten und tragen zur Biodiversität bei. Sie geben dem Marktplatz Charme und Atmosphäre und charakterisieren:
Das ist unser Marktplatz, nicht der von Oelde oder Ahlen oder sonst wo.
Die Platanen machen den Klimawandel für die Menschen in Beckum erträglicher. Das weiß inzwischen doch jeder! Die grünen Riesen haben zwar auch unter der anhaltenden Hitze und Trockenheit gelitten, aber sie stehen vital da, während in den letzten beiden Sommern unzählige Bäume und Gehölze abgestorben sind.
Das Abholzen der gesunden Platanen bedeutet für mich:
– Weg vom prägnanten, eigenständigen Stadtbild hin zu einem austauschbaren, beliebigem Bild des Markplatzes. Die Identität wird geopfert, um dem Marktplatz ein austauschbares „Allerwelts-Gesicht“ zu geben. Damit ist der Markplatz schon morgen gestrig!
– Wo bleibt das Besondere, was Beckum als Kleinstadt im Herzen Westfalens ausmacht?
– Wo ist die Vision? Wie will man die Stadt ausrichten? Modern? Bauen, was alle anderen auch haben? Oder Vorhandenes, Pittoreskes unterstreichen und hervor arbeiten?
Das individuelle Ziel kann doch nur lauten:
Beckum als einladende Ackerbürgerstadt neu interpretieren, mit lokaler Identität und dem Empfinden von Heimat! Dazu gehören die Platanen als Alleinstellungsmerkmal – saniert und mit einem instandgesetzten Marktplatz neu in Wert gesetzt.
Die Stadt Telgte zeigt es: Dort sind die alten Bäume auf dem Markt, die auch direkt vor der Häuserfront stehen, beim Neubau erhalten geblieben – und bringen Flair auf den Platz.
Vier gesunde Platanen sollen durch drei „große Bäume“ H 8-10 m und drei „mittelgroße Bäume“ H 6-7 m „ersetzt“ werden? (s. Kostenschätzung vom 27.08.2018, Aufwand 21.000 Euro netto plus Transport und Pflanzung 4.100 Euro netto). Dieser Betrag wäre besser eingesetzt für die Baumpflege der Platanen (ebenso die Kosten für die unnötige Umsetzung des Brunnens bzw. das neue, bodengleiche Wasserspiel).
Frage: Liegt eigentlich eine konkrete Baumwertermittlung für die Platanen vor (z. B. nach Methode Koch)? Wie hoch wird der ökologische Ausgleich zurzeit beziffert der adäquaten Ersatz schafft?
In Zeiten von Eschen-, Kastanien- und Ulmensterben, selbst die Existenz der Fichte steht auf dem Spiel, grenzt das Fällen der gesunden Platanen für meine Begriffe geradezu an Frevel. Aber Beckum ruft den Klimanotstand aus… !!
Ein Gedanke noch zur Umsetzung des Brunnens. Zwei Wasserspiele auf einem relativ kleinen Marktplatz? Was soll das? Es gibt ein einzigartiges Wasserspiel, ein Kunstwerk, ein Unikat! Das ist der Pütt-Brunnen. Punkt!
Rathaus und Brunnen bilden eine Einheit, darum gehört der Brunnen vor das Rathaus; denn der Künstler H.G. Bücker hat jedes Detail überlegt. Die vier Säulen des Brunnens sind keine Zufallstreffer. Sie greifen die an der Rathausfassade von oben nach unten verlaufenden „Nasen“, Silene, in der Gestaltung des Brunnens durch die vier Edelstahlsäulen wieder auf. Leider wurde der Brunnen vor Jahren bereits vom Bauhof durch Umbau degradiert (alte Fotos zeugen vom ursprünglichen Zustand). Die Forderung kann hier nur lauten: Zurück zum Ursprung!
Das geplante, bodengleiche Wasserspiel ist ein „Allerwelts-Wasserspiel“ und wird im Moment inflationär in allen möglichen Städten eingesetzt. Ist ebenfalls morgen schon gestrig, auch mit einem „identitätsstiftenden“ Wappen. Abwegig!
Demokratische Entscheidungen sind anzuerkennen, das ist klar. Aber die Fällung der Platanen ist eine schlechte Entscheidung, die nicht zwangsläufig wegen des Umbaus des Marktplatzes notwendig gewesen wäre.
Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich unablässig für den Erhalt der Platanen engagieren. Ich hoffe sehr, dass die Platanen durch einen Antrag auf Unterschutzstellung erhalten werden können.
Viel Glück bei zukünftigem Tun.
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Wieschebrink
Lambertistr. 45
59229 Ahlen
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